„Der Tod Jesu“
Oratorium der Zuversicht
Von Gerd Klingeberg, Weser Kurier, 10.4.23
Der Wortlaut des Eingangschorals war neu, seine zutiefst andächtig gesungene Melodie („O Haupt voll Blut und Wunden“) indes vertraut: Carl Heinrich Grauns Oratorium „Der Tod Jesu“, bis vor 140 Jahren am Karfreitag in vielen deutschen Kirchen quasi Pflichtprogramm, ist eine typische Passionsmusik. Oder doch nicht? Der gedichtete, teils antiquiert und etwas süßlich anmutende Text der Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu orientiert sich an der biblischen Vorlage, hat dabei zugleich auch den Charakter einer Osterpredigt. Bei der Aufführung des Werkes im Dom unter Leitung von Tobias Gravenhorst imponierte der Domchor mit ausgewogenem, klangintensiv nuanciertem Gesang. Die orchestrale Unterstützung durch das kammermusikalisch besetzte Concerto erfolgte durchweg in optimaler dynamischer Balance. Kristallklar und mit lyrischem Timbre trug Sopranistin Ruth Fiedler ihre Partien von Trauer und Schmerz vor. Dazu passten die eher zurückhaltenden, anrührenden Ausführungen von Tenor Clemens Löschmann. Beide unterstrichen so den vor allem kontemplativ-meditativen Charakter des Oratoriums.
STARKE KONTRASTE
Spürbar dramatischer wurde es, als Gregor Finke mit markantem, auf starke Kontraste setzendem Bariton die Mordlust und das Hohngelächter der aufgewühlten Volksmenge, aber auch den siegreich strahlenden „Held aus Kanaan“ besang. Graun stammte aus dem Opernfach. Und so war die folgende Sopranarie durchsetzt von unzähligen Koloraturen, die Fiedler mit faszinierender Leichtkehligkeit schwungvoll vortrug. Ein unerwarteter Wechsel im Charakter der Musik, der explizit vermittelte, dass das unsägliche Sterben Christi an Karfreitag nicht das Ende bedeutet. Das fast vergessene Oratorium betont vielmehr über alle drastischen Leidensschilderungen hinaus die österliche Auferstehung und die Vorfreude auf ein zukünftiges Jenseits, das im emphatisch gesungenen Choral „Wie herrlich ist die neue Welt“ thematisiert wurde. Dieser hoffnungsvolle Grundton bestimmt Grauns Werk bis zum Schluss.
BEGEISTERTER BEIFALL
Für die Zuhörer im Dom, die zumeist vertraut sein mögen mit Bachs Passionen, war es ein ungewöhnliches, vielleicht sogar irritierendes, aber zweifellos eindringliches und anrührendes Erlebnis. Üblicherweise herrscht am Ende eines Karfreitagskonzerts eher bedrückend nachdenkliche Stille. Auch diesmal. Aber nur kurz; denn dann setzte, keineswegs unpassend und geradezu befreiend, begeisterter Beifall ein.
Stiftskonzerte
Die Stiftskonzerte sind zurück: Virtuosität ganz im Dienst der musikalischen Kunst
Das Land des Lächelns
Reizvolle Impressionen aus China
Online Merkel // Von Alexander Walther // 29. März 2019
„…Ruth Theresa Fiedler als Lisa vermag mit farbenreicher und zielsicherer Sopranstimme den Klangzauber ihrer nuancenreichen Rolle zu beschwören…“
Konfuzius-Grätsche statt Happy End am Theater Heilbronn
Heilbronner Stimme // Von Leonore Welzin // 29. März 2019
Die Hochzeit des Figaro
Vom diskreten Charme der Tradition
Das Pfalztheater Kaiserslautern überzeugt bei seinem Operngastspiel mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ im Neustadter Saalbau
Die Rheinpfalz // Von Gabor Halasz // 21. März 2019
„Als Gräfin profilierte sich Ruth Theresa Fiedler als perfekte, hochkultivierte und sensible Mozart-Stilistin mit erlesenem Soprantimbre. Ihre zweite Arie war ein Höhepunkt des Abends – auch dank der delikaten Begleitung durch das Orchester.“
Die Sprengkraft der Erotik
Ein großer Mozart-Abend: Das Pfalztheater in Kaiserslautern präsentiert einen rundum gelungene Premiere von „Die Hochzeit des Figaro“
Von Frank Pommer // Die Rheinpfalz // Montag, 22. Oktober 2018
Einen rundum gelungenen Mozart-Abend bescherte das Pfalztheater in Kaiserslautern seinem Publikum am Samstagabend mit der Premiere von „Le Nozze di Figaro“. Chefdramaturg Andreas Bronkalla tat diesem Wunderwerk der Operngeschichte keine Gewalt an, Generalmusikdirektor Uwe Sandner animierte das Pfalztheaterorchester zu einem ebenso kultivierten wie inspirierten Mozartklang. Vor allem aber gab es großartige Mozartstimmen zu entdecken.
„Dove sono i bei momenti“ (Wo sind die schönen Augenblicke“), klagt die Gräfin in ihrer Arie im dritten Akt. Es ist einer der vielen melancholischen, resignativen Momente in dieser Oper, die eben viel mehr ist als nur eine Opera buffa, eine musikalische Komödie. Es steckt so viel Wissen um den Menschen mit all seinen Fehlern und Schwächen, seinen Leiden und Verzweiflungen in dieser Musik. Nur ein Genie, eine Jahrtausenderscheinung konnte so etwas komponieren. Vielleicht sogar: nur Mozart. Keiner sonst.
Ruth Theresa Fiedler singt die Kaiserslauterer Gräfin. Sie legt den Kopf auf einen Stuhl, niedergeschlagen im wahrsten Sinne des Wortes. Niedergedrückt von der Sehnsucht nach einem Liebesglück mit ihrem Mann, das dieser auf dem Altar seiner täglich neuen Eroberungen zu opfern droht. Und die Sopranistin singt das so, dass es einem wie ein Schreck in die Glieder fährt. Für den Bruchteil einer Sekunde beansprucht der Opern-Augenblick seinen Platz in der Wirklichkeit. Ist denn das alles wahr? Nicht nur Theater? Wahre Kunst eben.
Und Ruth Theresia Fiedler ist ja nicht die einzige im Ensemble, die für solche Glücksmomente sorgt. Gerade die Frauenstimmen garantieren große Mozart-Kunst, sei es Susanne Langbein als Susanna oder auch Rosario Chávez als Cherubino. Erstere mit hell perlender, kokett auftrumpfender Stimme, letztere den sexuellen Überdruck, dieses fast schon schmerzhafte Liebesverlangen des jungen Mannes beglaubigend: „Voi che sapete“, ihr, (Frauen), die ihr von der Liebe wisst. Wie groß ist seine Hoffnung, nun endlich auch aufbrechen zu dürfen in dieses geheime Sehnsuchtsland der Liebe.
Wieland Satter gibt einen draufgängerischen, aber eben auch seine eigene Situation als doppelt Abhängiger reflektierenden Figaro. Ausgeliefert ist er seinem Herren Almaviva ebenso wie der Liebe seines Lebens, Susanna. Satter erlaubt sich einige Freiheiten, wenn man so will, Manierismen, aber genau diese Freiheiten sind im Mozartgesang völlig legitim. Und Ronan Collett macht aus dem Grafen fast schon eine Don-Giovanni-Figur, mit nobler Stimme. Er ist der tragisch scheiternde Verführer, der sich im Irrgarten der Liebe zu verlieren droht.
Am Ende muss er um Verzeihung bitten. „Contessa, perdono“. Ein wahrhaft magischer Moment in der Geschichte der abendländischen Musik. Generalmusikdirektor Uwe Sandner, der auch am Hammerflügel die Rezitative begleitet, zögert ihn mit einer ausgedehnten Pause hinaus. Die Spannung wird fast unerträglich, löst sich dann in dem großen Schlussensemble auf. Spannung ist überhaupt das richtige Stichwort, um die Leistung des Pfalztheater-Orchesters unter Sandner zu beschreiben. Wie eine aufgezogene Feder, deren unwiderstehliche Energie sich gerade in den Aktschlüssen entlädt, sodass Mozart mitunter fast schon wie Rossini klingt, aus „Le Nozze di Figaro“ „Il Barbiere di Sevilla“ wird.
Und die Regie von Andreas Bronkalla fungiert in der Ausstattung von Herbert Murauer als Ermöglicher dieser musikalisch-sängerischen Glücksmomente. Sie tut Mozarts Ewigkeitswerk keine Gewalt an. Die Bühne, die ein Schloss sein könnte, in dem gerade eine große Renovierungsaktion ansteht, ist die Kulisse, vor der sich die Spielarten der Liebe durchdeklinieren lassen. Ein Labyrinth der Liebe, in dem noch keiner seinen Platz gefunden hat. Alle sind noch am Suchen, am Entdecken, am Forschen. Es ist das Spiel der Liebe, das hier gespielt wird. In all seinen Schattierungen. Als leidenschaftliches Begehren von Cherubino. Als Koketterie, hemmungsloses Flirten von Susanna. Als Liebesleiden von der Gräfin. Als naives Liebesglück von Figaro. Als brutale Begierde vom Grafen, der Barberina in ein Zimmer zerrt, wo er sie offensichtlich vergewaltigt haben muss. Das ist die dunkle Seite dieser entfesselten Erotik. „L`ho perduta“ (Ich habe sie verloren) singt Barberina (Seunghee Kho) zu Beginn des vierten Aktes in ihrer Cavatine. Gemeint ist eigentlich eine Haarnadel, die sie verzweifelt sucht. Doch die Barberina in Kaiserslautern trauert um ihre Jungfräulichkeit, die ihr brutal geraubt wurde.
Die Sprengkraft der Erotik fordert ihre Opfer. Aber sie ist auch in der Lage, die Welt zu verändern. Systeme zum Einsturz zu bringen. Das ist der revolutionäre Kern dieser Oper am Vorabend der Französischen Revolution. Am Ende stürzt in Kaiserslautern ein Baugerüst in sich zusammen. Symbol für eine untergehende Zeit. Die Liebe hat sie zum Einsturz gebracht. Aber es gibt auch Kollateralschäden dieser erotischen Revolution. Arme Barberina.
Johann S. Bach, Johannespassion
Lucia di Lammermoor, Pfalztheater Kaiserslautern
Die Rheinpfalz // Montag, 18. September 2017
Pfalztheater Kaiserslautern eröffnet neue Spielzeit mit der Donizetti-Oper „Lucia di Lammermoor“
Mit Gaetano Donizettis Oper „Lucia di Lammermoor“ wurde am Samstagabend die neue Spielzeit am Kaiserslauterer Pfalztheater eröffnet. Die von Generalmusikdirektor Uwe Sandner dirigierte Premiere war ein Fest der schönen Stimmen mit einer überragenden Ruth Theresa Fiedler in der Titelpartie. Für einen Gänsehautmoment sorgte sie mit der berühmten Wahnsinnsarie im Schlussakt. Das Publikum feierte alle Akteure mit minutenlangem Applaus. Die Regie von Kerstin Maria Pöhler verlegt das Geschehen in eine von Bürger- und Religionskriegen geprägte Gegenwart. Die unterdrückte und manipulierte Lucia wird von den Männern gnadenlos für deren brutalen Kampf um die Macht benutzt.
Kaiserslautern-Ticker // Sonntag, 17. September 2017
Kaiserslautern: Viel Lob für „Lucia di Lammermoor“ am Pfalztheater
Die Besucher der Premiere lobten den Abend unter anderem als „Spitzenleistung vom Haus“, als „rundum tolle Aufführung“ oder „für dieses Haus musikalisch herausragend“. Kritik gab’s beispielsweise am Ende des Stücks „wenn die Religion wieder einmal an allem Schuld ist“. Fazit von Michael Krauß, Vorsitzender der Freunde des Pfalztheaters: „Eine interessante Inszenierung, die polarisiert und Gesprächsstoff liefert.“
Das Auf und Ab der Liebe
Nordkurier / 23. Januar 2o17
Ein Ständchen für das Jesuskind
Rösrather Anzeiger / Dezember 2016
Wahres und Rares
Landeszeitung Lüneburg / November 2016
Sopranistin mit eigenem Fanclub
Kölner Stadtanzeiger / September 2016
Opernsängerin – ein langer, steiniger Weg bis auf die Bühne
Die Opernsängerin Ruth Fiedler gewährt einen Blick hinter die Kulissen der künstlerischen Welt
Ist die Oper auch etwas für junge Leute?
Die Opernsängerin Ruth Fiedler räumt mit einem Klischee auf
Der Liebe aufs Land gefolgt
Bergische Landeszeitung / Mai 2016
Die Zauberflöte – Königin der Nacht
Landeszeitung / Juni 2014
„Ruth Fiedler stellt bei den beiden großen Arien der Königin ihre ausgezeichnete Technik unter Beweis; sehr schön, wie sie bei der “Rache”-Arie die Verletzlichkeit der Königin spüren lässt.“
Der ganze Artikel online unter http://www.landeszeitung.de/blog/kultur-lokales/175044-ein-abgekartetes-spiel
Belcanto-Entdeckung in Lüneburg: Ruth Fiedler triumphierte als Lucia
Opernglas / September 2013
(…) Dass Lucia di Lammermoor erst 178 Jahre nach der Uraufführung den Weg auf die Lüneburger Opernbühne gefunden hat, ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass hier bisher schlichtweg keine Sängerin für die schwierige Titelpartie zur Verfügung gestanden hatte. In dieser Spielzeit hat das Haus mit Ruth Fiedler eine hochbegabte junge Koloratursopranistin im Ensemble, die das Wagnis Belcanto-Oper möglich macht. Ganz unbekannt ist sie den Lüneburgern nicht, denn als Gast hat sie schon furiose Auftritte als Olympia in „Hoffmanns Erzählungen, (OG 12/2010), Adele in der „Fledermaus“ und Marie in der gerade wiederaufgenommenen Produktion von „Zar und Zimmermann“ hingelegt. Doch als Lucia durfte sie jetzt zeigen, dass sie mehr als eine zuverlässiganspringende ,,Zwitschermaschine“ ist. Mit unglaublich klarem, vibratolosen Tonansatz, feiner musikalischer Gestaltung, genau kalkulierten und sicher ausgeführten Koloraturläufen sowie sauber eingebundenen Spitzentönen bot sie eine hinreißende Interpretation. Die ohnehin starke Wirkung der Wahnsinnsszene verstand sie noch zu steigern, indem sie dem mädchenhaft-hellen Timbre ihrer in allen Dynamikstufen tragfähigen Stimme geradezu infantile Farben beimischte. Auch darstellerisch ließ sie keine Wünsche offen, spielte das verletzte, sich mit großer Überwindung der Fremdbestimmung durch Enrico fügende Mädchen ebenso überzeugend wie die eigenständig handelnde Frau, die angesichts ihrer Bluttat den Verstand verliert. (…)